Im ausgehenden 19. Jahrhundert, dessen Bilder wir nur in schwarzweiß kennen, war die Schwebebahn ein innovativer und extrem mutiger Entwurf, der in den rasanten Stadtentwicklungen jener Jahre eine Lösung für die Anforderungen der Zukunft suchte. Eigentlich war also schon die Idee von der Schwebebahn eine Zeitreise – nach vorn.
Der Kölner Maschinenbauer und Zuckerfabrikant Eugen Langen hatte wohl schon im elterlichen Unternehmen gelernt, die Zukunft zu bauen. Bereits kurz nach seiner Ausbildung am Polytechnikum war er an der Entwicklung des Otto-Motors beteiligt. Er gründete zusammen mit Nicolaus August Otto den Vorläufer der heutigen Deutz AG und stellte die später weltbekannten Herren Daimler und Maybach als Mechaniker ein. Der Rest ist Automobilgeschichte … Als Mitbesitzer und Ingenieur der Kölner Waggonfabrik van der Zypen & Charlier erstellte Eugen Langen Anfang der 1890er Jahre die erste Teststrecke für den nächsten Sprung in die Zukunft: die Schwebebahn. Deren Geschichte ist in zahlreichen Büchern und Lexika sowie auf Webseiten nachzulesen. Die Aufgabe des Schwebodroms wird es sein, sie auf eine völlig neue, erlebnisreiche Weise zu erzählen.
Die Idee dazu entstand an einem Ort, der nach langer, lebendiger Geschichte neue Möglichkeiten suchte: Der östliche Werth ist als Einkaufszone und als Hauptstraße des Barmer Gesellschaftslebens in einem vielversprechenden Strukturwandel. Als Tor zur Innenstadt bietet er viel Potenzial – und eben auch Räumlichkeiten für Innovationen. Und weil es sowohl um eine schillernde Vergangenheit als auch um eine spannende Zukunft geht, gründete Thomas Helbig – mit aller Erfahrung in den Geschäften und Entwicklungen des Ortes – die »Zeitreise Schwebebahn GmbH«. Zusammen mit den Partnern Oliver Alberts, dem ersten Vorsitzenden der Immobilien-Standort-Gemeinschaft (ISG) Barmen, und Martin Bang, dem Geschäftsführer der Wuppertal Marketing GmbH, wurde die Idee einer Zeitreise per Schwebebahn entwickelt. Ganz so, wie es dem Visionär Eugen Langen gefallen hätte!
Vom Sinn des Reisens durch die Zeit: Ins Gestern schauen, um nach morgen zu blicken
Ein entscheidender Schritt der Planung war die Verbindung zu erfahrenen technischen Partnern mit viel Erfahrung in „Virtual Reality“, die in der Lage sind, eine so geschichtsträchtige, sich stetig wandelnde Stadt digital nachzubauen, damit wir sie hoch über dem Erdboden durchschweben können. Die Wahl fiel auf die Spezialisten der Bielefelder Firma Mediaprojekt, für die der „Bau“ von Wuppertal 1929 bei aller Abgeklärtheit eine ganz besondere Herausforderung darstellt.
Schon bald war dann auch die perfekte (und einzig denkbare) reale Kulisse für die virtuelle Fahrt gefunden: ein originaler Schwebebahnwagen der ersten Baureihe, der gerade von den Wuppertaler Stadtwerken engagiert und detailreich restauriert wurde. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Wagen vom Förderverein Historische Schwebebahn – einer Gruppe von Menschen, die sich seit jeher mit höchster Leidenschaft für die Bahn und die Sichtbarkeit ihrer Geschichte einsetzt.


Das Schwebodrom als Erlebnisort einer Zeitreise geht über das reine Vergnügen noch weit hinaus: Wir erkunden die Vergangenheit auch, um konstruktiv in die Zukunft zu blicken. Es geht um das Weiterlernen unter speziellen Bedingungen und um Ingenieurwissenschaft, die Technik mit unternehmerischen Mut weiterentwickelt, auch um ganz spezielle Probleme zu lösen. Diese Themen werden dem Publikum, bevor es virtuell auf die Reise geht, in einer Multimedia-Show und einer einzigartigen Ausstellung eindrucksvoll vermittelt.

Julian Meyer
Finde die Idee des „Schwebodroms“ großartig und werde bei meinem nächsten Wuppertalbesuch durch das Jahr 1929 schweben.